Erinnerungen an den Sommer
Ich schwimme. Erst sehr schnell, wie ich glaube. Wahrscheinlich ein bisschen hektisch und vor allem zu unkontrolliert, zumindest für meine Verhältnisse.
Ich schwimme nicht gerne und muss mich sehr überwinden. Es ist noch früh am Morgen und ziemlich frisch um diese Uhrzeit, aber ich möchte es so gerne. Das Gefühl danach ist unfassbar gut und das Frühstück schmeckt umso leckerer. Wir sind zelten am Sorpesee im Sauerland. Hier waren wir noch nie. Während unserer Deutschlandreise im vergangenen Sommer kommen wir hier vorbei und beschließen, eine Woche zu bleiben. Wir campen direkt am See, mit Meerblick sozusagen.
Leid und Freud liegen eng beieinander
Morgens ist der See spiegelglatt und die Sonne schiebt sich nur langsam über die Bäume hinweg. Ich leide, als meine Füße das kalte Wasser berühren, aber das entspannte und vor allem stolze Gefühl lässt mich eintauchen. Mein Triathlon Mann hält am Ufer Wache, er muss mich im Notfall retten.
Ich freue mich, dass das Wasser mich aufnimmt und nicht ertrinken lässt. Ich bin froh, dass das tiefe Schwarz unter mir mich nicht einsaugt und mit sich zieht. Wer weiß schon, was da unten lauert, immerhin bin ich weit und breit die Einzige, die hier durch den See wuchtet. Wissen die anderen mehr als ich?
Wie auf hochglanz poliert gibt sich das Wasser mir hin und ich spüre die Magie des Sees. Meine Gedanken klaren auf und meine Sinne schärfen sich. Die Kraft der Wellen dringt in meinen Körper. Ich werde stärker und mutiger, atme tiefer ein und aus. Immer ruhiger und kontrollierter werden meine Bewegungen. Ich fühle das Wasser, berühre es, kann es förmlich anfasssen und es nimmt mich mit.
Und dann gibt mir der See das, was ich ihm danke: Ruhe. Zufriedenheit. Gelassenheit. Ich lasse den See und er lässt mich. Sein.
Mit Kaffeeduft in der Nase
Als ich auf dem Rückweg bin, fängt er langsam an, sich leicht zu kräuseln. Die Sonne steigt auf und Wind und Wärme erwachen, erzeugen Bewegungen auf dem glatten Nass. Mit den kommenden Wellen wird mir kälter. Mein Körper schafft es jetzt kaum, noch die Temperatur zu halten. Meine Arme werden lahm, jeder Schwimmzug beschwerlich.
Das Ufer kommt näher, ich sehe bereits mein Handtuch. Der Wind frischt auf und dann entsteige ich den Fluten, wickele mich in mein Handtuch und drehe mich noch einmal um. Dankend nicke ich dem See zu und rieche schon den Duft von frisch gebrühtem Kaffee.