Mein Mann und das Brot
Teil 1 aus: Mein Leben an der Seite eines Triathleten
„Stumpf ist Trumpf“, habe ich als Erstes gelernt. Ziemlich bald nachdem ich beschlossen hatte, mein Leben mit einem Triathleten zu teilen. Aber nicht so ein Hipster-Sportler für den Triathlon ein Trend ist und der es nur macht, weil gerade alle Fitnessstudios geschlossen sind. Nein, nein, mein Mann ist so einer der ersten Stunde. Er hat mit den Profis trainiert, war selber einer und schwimmt, rennt und radelt, seit er acht Jahre alt ist.
Seit er acht Jahre, das muss man sich mal überlegen. „Hat der sonst nichts zu tun?“, fragte ich mich, nachdem ich gegoogelt hatte, was Triathlon eigentlich ist. Wusste ich nämlich bis ich ihn kennenlernte gar nicht. Triathlon dauert je nach Distanz sehr lange. Man schwimmt sehr lange, radelt sehr lange und rennt sehr lange. Also es ist wirklich stumpf und eine ziemliche Schinderei, um mal meinen Papa zu zitieren.
Und das, obwohl mein Mann sehr intelligent ist. Ich dachte immer, stumpfe Menschen wären nicht so helle.
Prominente Triathleten
Aber das ist definitiv nicht der Fall. Mein Mann ist Politik Lehrer, nicht stumpf also. Versteht mich nicht falsch, ich liebe ihn sehr. Kochen und essen mit einem solchen Mann setzt Gelüste und Leidenschaften frei, das hab ich nicht für möglich gehalten.
Diese Mengen, die er isst, das ist erstaunlich - und seine Kumpels erst. Meine Tante – sie bäckt sehr gerne Torten – ist immer noch beeindruckt, wie schnell drei Ausdauersportler ihre Sahnetorten wegspachtelten.
Alle machen Triathlon. Ich stellte fest, dass es ziemlich viele begeistert und das ich offensichtlich keine Ahnung hatte. Sogar Tagesschau-Sprecher gehen dieser ausdauernden Leidenschaft nach. Wobei ich denen auch einen gewissen Stumpfsinn andichten würde.
Sauerteig trifft Triathleten
Als ich meinen Mann vor zehn Jahren kennenlernte, gab es noch keinen Aufnahmestopp in Berliner Triathlon Vereinen. Der Platz in den Schwimmbecken der Stadt reicht einfach nicht aus. Sie drängeln sich auf der einen Schnellschwimmerbahn, rangeln sich mit Händen und Füßen und kämpfen um den Titel des schnellsten Stumpfen.
Manchmal ist es für mich schwer zu verstehen, was ihn antreibt, diesen Wahnsinn immer wieder zu machen. Aber ich habe selten jemanden getroffen, der nach einem Lauftraining so glücklich und entspannt ist. Der mit Hingabe Staub saugt und der mit einem Staublappen so lange unter dem Bett herum rutscht, bis kein Krümel mehr übrig ist. Ich kenne niemanden, der mit so viel Freude den ganzen Tag in der Küche steht und bäckt und kocht. Keiner setzt den Sauerteig so lange immer wieder neu an wie mein Mann. Wenn ich ihn frage, ob ihm der Teig nicht endlich überdrüssig wird, er schimmelt ja doch immer wieder, dann sagt er lachend „Stumpf ist eben Trumpf.“