Mein Mann und das Holz

Vor zwei Jahren haben wir dieses nette kleine Häuschen gekauft. Es ist schon ziemlich alt und die Dielen knarren wundervoll. Wir lieben es heiß und innig. Ziemlich bald nachdem wir es das erste mal besichtigt hatten, reifte in meinem Mann die Idee, einen Kamin aufzustellen.

Der Holzfäller-Bibel sei Dank

Aber wer einen Kamin hat, braucht Holz. Wer Holz braucht, braucht Platz dafür. Wer Platz für Holz hat, braucht eine Axt. Und wer eine Axt braucht, muss vorher sägen.
Der Kamin wurde zum ersten Weihnachtsfest feierlich ins Haus gewuchtet. Gut, der erste Schritt war getan. Fehlten noch ein bis drei weitere Zutaten. Der Holzunterstand wurde im Garten aufgebaut, die schönste Axt der Welt gab es zum Geburtstag, dem fantastischen Buch “Der Mann und das Holz” von Lars Mytting sei Dank. Sogar der Einband der Holzfäller-Bibel ist aus Holz.

Albert Einstein sagte einst: „Holz hacken macht glücklich. Denn es strengt an und man sieht schnell den Erfolg!“

Und Glück wiederum macht leistungsfähig, und Leistung macht glücklich. So sieht das aus. Recht hat er, der gute Albert. Hab ich auch gemerkt.

Ohne Schein geht nichts

Aber zum Hacken braucht es eben auch Holz. Schnell war klar, dass wir das ja aus dem nahe gelegenen Wäldchen beschaffen könnten. Tja, aber wir wären nicht in Deutschland, wenn Mann nicht auch dafür einen Schein bräuchte. Der Förster und sein Hund, übrigens mit dem sehr passenden Namen Holzmann, riet dem Holz-liebenden Gatten also: „Da machste mal so einen Schein und dann kommste wieder, zeigste vor und kannst rin in Wald.“

Einen sogenannten Motorsägen-Schein musste Mann machen, damit er im Berliner Forst Holz holen kann. Mit dem benachbarten Holz-Freund ging es dann zur grünen Akademie, wo sie viele lustige Menschen trafen, die auch so gerne mit Holz spielen. Was hatten wir Freude an diesen Erzählungen. Einen Witz werde ich nie vergessen: Kommt die Frau nach Hause und sagt ihrem Mann: „Mach doch mal den Ofen an.“ Er dreht sich zu seinem Kamin und haucht ihm liebevoll „Hallo Ofen“ entgegen. Daraufhin die Frau: „Du sollst ihn anfeuern!“ Achso, denkt er sich, reißt die Arme hoch und brüllt laut: „OFEN! OFEN! OFEN!“

Mit dem Schein musste auch eine Motorsäge beschafft werden, was gar nicht so einfach ist. Ein ganzes Jahre ging mein Mann ständig in den Baumarkt, wälzte Kataloge und sprach von nichts anderem mehr also von der Säge. Am Ende kam er zu dem Schluss, dass er keine brauche, sein Säge-Kumpel hat nämlich zwei. Oh MANN, mittlerweile kenne ich mich schon mit den Dingern aus.

Bikini-Zeit im Winter

Nun hatten wir also Holz, reichlich Holz. Richtig viel Holz vor der Hütte, mein Instagram Eintrag dazu hat so viel Reichweite erlangt wie fast kein anderer. Das Holz musste gehackt werden. Holz hacken ist stumpf und mein Mann ist Triathlet. Ich hab ihn selten so glücklich gesehen wie beim Holzhacken. Wirklich verrück.

Manchmal denke ich, dass das auch Urinstinkte sind, die beim Holz beschaffen geweckt werden. Feuer bedeutet lebendige Wärme, schreibt Mytting in seinem Buch, es zieht die Menschen seit Urzeiten an und weiter: Es fasziniert sie und gibt ihnen Sicherheit. Um Holz zu holen, muss mein Mann hinaus in die Kälte und Dunkelheit des Gartens. Einen Moment ist er dann mit der harten Natur konfrontiert und bei der Rückkehr ins Warme überkommt ihn eine Zufriedenheit, wie sie ein Höhlenbewohner erfährt, wenn er zu seinem Lagerfeuer zurückkehrt. So sieht das aus. Ich kann das eins zu eins bestätigen. Und wenn sich unsere ganze kleine Familie dann vor dem Kamin zusammen kuschelt, ist die Welt wirklich in Ordnung.

Zu Weihnachten führt das dazu, dass wir unser Fest nun stets unter das Motto “Sommer” stellen und sich so manch einer schon wunderte, warum wir auf unseren Weihnachtsfotos alle dünne Spaghettiträgerkleidchen und Tops mit kurzen Hosen tragen. Von Oktober bis Ostern haben wir Bikini-Zeit im Wohnzimmer. Der Kamin ist unser Fernsehen, denn nichts ist so beruhigend und meditativ wie ins Feuer schauen.

Und sobald im Frühling wieder frisches Holz vor der Hütte liegt, bin ich die erste, die sich mit ihrem Laptop nach draußen setzt, um ihren Holzfäller beim Schwingen seiner Axt anzuschmachten. Denn am Ende ist Holzhacken vor allem eins: unheimlich sexy und sehr männlich.